13. Juni 2023 Thema: Bauen, Entwickeln und Planen Von Steffen Burmeister
Das sind News! Ehrenamtlich und überparteilich haben acht JesteburgerInnen die ‚Seeve-Energie Genossenschaft i.G.‘ für die Samtgemeinde gegründet.
Vorstandsmitglied und Initiatorin Nathalie Boegel: „wir wollen interessierte Menschen zusammenbringen und bieten die Möglichkeit, finanziell und durch persönliches Engagement beim Ausbau erneuerbaren Energien mitzumachen. Wir nehmen die Energiewende vor Ort gemeinsam in unsere Bürgerhände!“
Gut finden wir das und wünschen uns eine starke und erfolgreiche Genossenschaft. Und wir rufen zum Mitmachen auf! Informationen gibt es hier: https://seeve-energie.de/.
Auf dem Bild oben (Foto (c) Heidi Seekamp) v.l.n.r.: Dieter Reichert, Steffen Burmeister, Angelika Schiro, Dr. Marcus Richter, Nathalie Boegel, Ulf Gerkensmeyer, Christoph Kröger und Aydin Yakin.
Und hier die Pressemitteilung der Genossenschaft i.G. nach ihrer Gründungsveranstaltung:
Neue Energie-Genossenschaft in der Samtgemeinde Jesteburg:
„Lass uns Energiegewinner werden!“
Gemeinsam erneuerbare Energien ausbauen, gemeinwohlorientiert Strom erzeugen und vermarkten, damit einen aktiven Beitrag für Klimaschutz und Energiewende leisten: Das ist das Ziel der frisch gegründeten ‚Seeve-Energie Genossenschaft i.G.‘ für Jesteburg, Bendestorf und Harmstorf. Jede interessierte Bürgerin und jeder interessierte Bürger ist herzlich zum Mitmachen eingeladen.
Allein in Niedersachsen sind bereits 200 Energiegenossenschaften aktiv, nun kommt eine weitere in der Samtgemeinde Jesteburg hinzu: Am Sonntagabend haben die acht Gründungsmitglieder die ‚Seeve-Energie Genossenschaft i.G.‘ aus der Taufe gehoben. Vorausgegangen sind viele gemeinsame Arbeitstreffen und auch eine entsprechende Weiterbildung zur Gründung von Energiegenossenschaften. Mit der erfolgreichen ‚Bürgersolarkraftwerke Rosengarten e.G‘ ist das neue Unternehmen bereits vernetzt.
Zum ehrenamtlichen Gründungsteam gehören ein Genossenschaftsbanker, eine Volljuristin, zwei Kaufleute, ein ‚Techniker‘, ein ITler und eine Journalistin. Gut die Hälfte des Teams ist bereits ehrenamtlich in der Kommunalpolitik engagiert und arbeitet für die CDU, Grüne oder SPD im Rat mit. Bei der Genossenschaft i.G. arbeitet das Team parteiübergreifend zusammen, damit die Samtgemeinde in Zukunft dank erneuerbarer Energien sogar energie-autark werden kann. Das Team hat sich für die Gesellschaftsform ‚Genossenschaft‘ entschieden, weil diese gemeinwohlorientiert wirtschaftet und deshalb im Vergleich zu nicht-gemeinwohlorientierten Unternehmen in einigen Bereichen – wie Planungs- und Genehmigungsverfahren, finanzielle Anreize und Vorrang bei der Netzeinspeisung – bevorzugt wird.
Starten möchte die ‚Seeve-Energie Genossenschaft i.G.‘ zunächst mit dem Geschäftsfeld ‚Bau und Betrieb von großen PV-Dach- und Parkplatzanlagen‘ auf bereits versiegelten Flächen. Hier sieht das Gründungsteam in der Samtgemeinde großes Potential, entsprechende kommunale und private Dach- und Parkplatzflächen seien reichlich vorhanden. Denn nicht allen Bürgerinnen und Bürgern ist es möglich, auf ihrem Dach eine eigene PV-Anlage zu errichten – weil ihnen das Dach vielleicht nicht selbst gehört, es verschattet oder die PV-Anlage einfach zu teuer ist. Hier kommt die Genossenschaft ins Spiel, nach dem Motto: Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das schaffen viele gemeinsam.
Energiewende in Bürgerhände
Das Gründungsteam in Jesteburg hat sich für einen relativ geringen Mindestgenossenschaftsanteil von 250 Euro entschieden. So sollen sich möglichst viele Menschen eine Mitgliedschaft leisten können, um gemeinsam ‚Energiegewinner‘ zu werden. Die Höchstanzahl pro Person liegt bei 200 Anteilen. Unabhängig davon, wie viele Anteile ein Mitglied besitzt, hat er oder sie genau eine Stimme, ganz demokratisch und solidarisch. Die Mitglieder können sich außerdem über Nachrangdarlehen beteiligen, die verzinst werden und damit finanziell lukrativ für die Genoss:innen sind. Die Auszahlung von Dividenden ist in den ersten Jahren nicht geplant, da zunächst Projekte finanziert und Rücklagen zur Absicherung der Genossenschaft gebildet werden.
Wichtig ist der neuen Genossenschaft i.G., die Wertschöpfung aus den Projekten vor Ort zu halten. Bei der ‚Seeve-Energie‘ stehen keine Großinvestoren im Hintergrund und externe Firmeninteressen spielen ebenfalls keine Rolle. Dem Gründungsteam geht es in erster Linie wirtschaftlich um ein solides Wachstum, gemeinwohlorientiert und demokratisch, nicht um Gewinnmaximierung. Eine spätere Option für die ‚Seeve-Energie Genossenschaft i.G.‘ sind Windkraft, Car&E-Bike-Sharing, Bürgerstrom dank Energy Sharing und Quartierswärme – doch das ist noch Zukunftsmusik.
Sobald die Gründungsprüfung für die ‚Seeve-Energie Genossenschaft‘ bis voraussichtlich Ende August abgeschlossen ist, wird das Gründungsteam zu Info-Veranstaltungen einladen. Vorher können sich Interessierte einen ersten Eindruck auf der Homepage unter www.seeve-energie.de verschaffen. Wer Fragen hat oder sich gern mit einbringen möchte, ist herzlich Willkommen und kann direkt an mitmachen@seeve-energie.de schreiben.
Welche Idee steht hinter der Bürgerenergie? In den Medien, im Internet, in politischen Reden oder auf Konferenzen stößt man immer öfter auf diesen Begriff, der vor allem eines umschreibt: Eine möglichst dezentrale, ökologische und demokratische Energiewende – und die Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger daran. So beschreibt es das ‚Bündnis Bürgerenergie e.V.‘: Es geht vor allem um ein nachhaltiges Wirtschaften, an dem im Prinzip viele Menschen aktiv teilnehmen können. Die Akteure der Bürgerenergie gestalten hier selbstbestimmt die dezentrale Versorgung mit erneuerbaren Energien mit. Die wirtschaftlichen Ziele der Bürgerenergie stehen im Dienst gesellschaftlicher Zwecke: Ökologische Verantwortung, Umwelt- und Klimaschutz, Daseinsvorsorge und nachhaltige Entwicklung einer Region. Gewinnmaximierung gehört daher gerade nicht zu den zentralen Motiven. Bürgerenergie ist zudem Ausdruck einer weitgehenden Demokratisierung von Wirtschaftsprozessen und spielt daher die entscheidende Rolle für eine ethisch und sozialverantwortliche Energiewende. Beim Thema Bürgerenergie haben sich dabei Genossenschaften als Erfolgsmodell erwiesen, deutschlandweit gibt es bereits etwa 900. Auch der Gesetzgeber fördert die Bürgerenergie.
Warum eine Energiegenossenschaft? Bürgerenergiegenossenschaften in Niedersachsen werden im Vergleich zu nicht-gemeinwohlorientierten Unternehmen in verschiedenen Bereichen bessergestellt. So wird die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Energiewende gefördert und der Ausbau erneuerbarer Energien auf lokaler Ebene unterstützt. Hier sind einige der Bereiche, in denen Bürgerenergiegenossenschaften bevorzugt werden:
Planungs- und Genehmigungsverfahren: Bürgerenergiegenossenschaften erhalten oft Unterstützung bei der Planung und Genehmigung von erneuerbaren Energieprojekten. Dies kann in Form von beschleunigten Verfahren oder vereinfachten Anforderungen geschehen, um die Umsetzung von Projekten zu erleichtern.
Finanzielle Anreize: Es gibt verschiedene finanzielle Anreize und Förderprogramme, die speziell für Bürgerenergiegenossenschaften zur Verfügung stehen. Diese können zum Beispiel günstige Darlehen, Zuschüsse oder steuerliche Vergünstigungen umfassen. Diese Maßnahmen sollen die wirtschaftliche Tragfähigkeit von Bürgerenergieprojekten verbessern.
Vorrang bei der Netzeinspeisung: Bürgerenergiegenossenschaften haben oft das Recht auf eine bevorzugte Netzeinspeisung ihrer erzeugten Energie. Dies bedeutet, dass der von ihnen produzierte Strom Vorrang vor dem Strom anderer Erzeuger hat, wenn es um die Einspeisung ins Stromnetz geht. Dadurch wird sichergestellt, dass die lokal erzeugte erneuerbare Energie bevorzugt genutzt wird.
Bürgerbeteiligung und Mitspracherecht: Bürgerenergiegenossenschaften bieten den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen. Sie können Anteile an der Genossenschaft erwerben und haben damit ein Mitspracherecht bei Entscheidungen. Dies stärkt die demokratische Mitbestimmung und lokale Verankerung von Energieprojekten.
Diese Maßnahmen sollen den Ausbau erneuerbarer Energien fördern, die regionale Wertschöpfung stärken und die Akzeptanz für die Energiewende erhöhen. Durch die privilegierte Behandlung von Bürgerenergiegenossenschaften soll erreicht werden, die Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern am Energiemarkt zu erleichtern. Deshalb haben auch wir uns für die ‚Seeve-Energie Genossenschaft i.G.‘ entschieden.